Das Bordleben auf dem Segelschulschiff GREIF

Auf unseren Mehrtagestörns wirst Du als Mitsegler zum Mitglied der Mannschaft auf Zeit. Im Rahmen Deiner Fähigkeiten und Vorkenntnisse nimmst Du an allen Verrichtungen an Bord teil: Du fasst mit an bei den Segelmanövern, gehst Ruder und Ausguck, unterstützt die Navigation, übernimmst See- und Hafenwachen, wirkst mit bei Backschaft und Reinschiff, bist eingebunden bei Trainings- und Sicherheitsmanövern. Auf der GREIF arbeiten alle Hand in Hand.

An Bord der GREIF

Das Leben an Bord eines Schiffes, insbesondere eines Segelschiffes, unterscheidet sich von dem an Land. Grundsätzlich ergeben sich die Unterschiede aus dem engen Zusammenleben der Crew an Bord, sowie der Tatsache, dass sich das Schiff in Fahrt befindet. Hieraus folgen bestimmte Aufgaben für die Mannschaft. Es bestehen Regeln für den Tagesablauf und für die unterschiedlichen Aufgaben, die jedes Crewmitglied übernimmt. Nicht zuletzt gilt es Sicherheitsregeln einzuhalten.

Das Sprichwort „Wir sitzen alle in einem Boot" ist an Bord Alltag. Auch die Mitsegler gehören während der Reise zur Crew. Letztlich ist ein Segelschiff immer so gut, wie seine Mannschaft.

Je mehr Mitsegler mitarbeiten. desto mehr Segel können gesetzt werden. Wenn viele Hände „am gleichen Tampen" ziehen, verlaufen die Segelmanöver zügiger. Der Erfolg der gemeinsamen Arbeit ist sogleich zu erkennen. Dieses gemeinsame Tun, ein Hauch von Abenteuer und das Erleben einer funktionierenden Gemeinschaft, lassen einen Törn mit der „GREIF“ zu einem unvergesslichen Erlebniswerden.

An Bord ist den Anweisungen des Kapitäns oder seiner Stellvertreter Folge zu leisten. Grobe Verstöße oder anstößiges Verhalten können zum Ausschluss von der Reise ohne Rückzahlung der Törngebühr führen!

 

 

Allgemeine Bordregeln

  • Allen Anordnungen der Schiffsführung oder derer Stellvertreter ist unbedingt Folge zu leisten
  • In unklaren Situationen ist sofort ein Mitglied der Besatzung verständigen.
  • Alle Sicherheitsregeln sind stets einzuhalten.
  • Gegenseitige Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft untereinander sind geboten.
  • Sauberkeit, Hygiene und Ordnung der persönlichen Sachen sind besonders zu beachten.
  • Trinkwasser nur sparsam verwenden.
  • Alle Wachzeiten sowie sonstige Termine sind pünktlich einzuhalten.
  • Im Hafen sollten sich die Landgänger beim Wachhabenden ab- und wieder anmelden.

Der Tagesablauf auf See

Zu Beginn einer Reise wird die gesamte Besatzung unterteilt in Wache Steuerbord (Steuerbord = Stb.) und Wache Backbord (Backbord = Bb.). Diese beiden Wachen wechseln sich in der Führung und Bedienung des Schiffes ab. Zur Steuerbordwache gehören alle, deren Hängematte / Koje / Kammer sich auf der Steuerbordseite des Schiffes befindet. Alle Besatzungsmitglieder mit Schlafplätzen auf der Backbordseite gehören zur Backbordwache. Die eine Wache wird vom Kapitän, die andere vom 1. Nautischen Offizier geführt. An Deck stehen ihnen jeweils ein Wachleiter sowie erfahrene Hand-für-Koje-Mitsegler zur Seite.

Tagesablauf:

Ungerader Tag (z. B. 1.11.)

00:00 - 04:00 Uhr            Wache Stb.       

04:00 Uhr                        Wachwechsel

04:00 - 08:00 Uhr            Wache Bb.

07:30 – 08:00 Uhr           Frühstück Wache Stb.

08:00 Uhr                        Wachwechsel

08:00 – 08:30 Uhr           Frühstück Wache Bb.

08:00 - 12:00 Uhr            Wache Stb.

10:00 Uhr                         2. Frühstück

11:30 – 12:00 Uhr           Mittagessen Wache Bb.

12:00 Uhr                        Wachwechsel

12:00 – 12:30 Uhr           Mittagessen Wache Stb.

12:00 - 18:00 Uhr            Wache Bb.

15:00 Uhr                        Kaffeezeit nach Bedarf

17:30 – 18:00 Uhr           Abendbrot Wache Stb.

18:00 Uhr                        Wachwechsel

18:00 – 18:30 Uhr           Abendbrot Wache Bb.

18:00 - 24:00 Uhr            Wache Stb.

24:00 Uhr                        Wachwechsel / Mittelwächter

 

 

Gerader Tag (z. B. 02.02.)

00:00 - 04:00 Uhr            Wache Bb.

04:00 Uhr                        Wachwechsel

04:00 - 08:00 Uhr            Wache Stb.

usw.

 

Der Tagesablauf im Hafen wird den Gegebenheiten angepasst und durch Aushang bekannt gegeben.

 

Das Glasen

Das Glasen stammt aus der Zeit, als nicht jeder Seefahrer eine Uhr hatte.

Alle halbe Stunde wurde das durchgelaufene Glas einer Sanduhr wieder umgedreht und mit der Schiffsglocke ein Signal gegeben. Pro halbe Stunde gab es einen Schlag, die Glockenschläge addierten sich, bis nach vier Stunden, beim Wachwechsel, vier Doppelschläge geglast wurden. Der Ablauf wiederholt sich alle vier Stunden.

Nach dem Glasen erfolgt außerdem der Ruf:

"Auf der Back ist alles wohl..."

in der Nacht ergänzt durch:

"...und alle Lichter brennen."

 

Es wird folgendermaßen geglast:

00:00 Uhr (Wachwechsel)                 4 Doppelschläge

00:30 Uhr                                           1 Schlag

01:00 Uhr                                           1 Doppelschlag

01:30 Uhr                                           1 Doppelschlag und 1 Schlag

02:00 Uhr                                           2 Doppelschläge

02:30 Uhr                                           2 Doppelschläge und 1 Schlag

03:00 Uhr                                           3 Doppelschläge

03:30 Uhr                                           3 Doppelschläge und 1 Schlag

04:00 Uhr (Wachwechsel)                 4 Doppelschläge

Der Ausguck

Nach Plan übernimmt für jeweils eine Stunde ein Mitsegler, bei schwerem Wetter zwei Mitsegler Ausguck. Während der Revierfahrt geht ein HfK Ausguck. Der Ausguck steht auf der Back, dem erhöhten vorderen Teil des Schiffes. Die Funktion des Ausgucks dient der Sicherheit des Schiffes, daher darf die verantwortliche Person ihren Posten ohne Ablösung nicht verlassen. Alle in Sicht kommenden Fahrzeuge, Gegenstände und Erscheinungen müssen dem Steuermann auf der Brücke gemeldet werden. Bei unsichtigem Wetter, zum Beispiel Nebel, müssen außerdem alle gehörten Signale gemeldet werden. Die Meldungen erfolgen mittels einer Wechselsprechanlage, in die jeder Mitsegler eingewiesen wird.

Der Ausguck meldet sich zu Beginn seiner Wache auf der Brücke an und löst dann erst den bisherigen Ausguck ab. Bereits gemeldete Objekte werden dem neuen Ausguck genannt. Der abgelöste Ausguck meldet sich ebenfalls auf der Brücke ab.

 

Inhalt einer Beobachtungsmeldung:

  • Art der Beobachtung: Fahrzeug / Gegenstand / Erscheinung
  • Position der Beobachtung in Bezug auf das Schiff, d.h. genannt werden die Schiffsseite (Steuerbord oder Backbord) und eine

Gradzahl von 0 Grad (recht voraus) bis 180 Grad (recht achteraus)

 

Beispiel:

"Ausguck an Brücke."

"Brücke hört."

"Segelfahrzeug, Backbord 70 Grad."

"Segelfahrzeug, Backbord 70 Grad. Danke!"

 

Der Ausguck ist außerdem für das pünktliche Glasen mit der Schiffsglocke verantwortlich. Nach bekannt gegebenem Plan steuert im freien Seeraum abwechselnd für jeweils eine Stunde ein Mitsegler das Schiff. In Fahrwassern und bei der Ansteuerung von Häfen ("Revierfahrt") steuert ein Mitglied der Stammbesatzung. Der neue Rudergänger meldet sich rechtzeitig auf der Brücke. Er erkundigt sich beim Rudergänger nach dem zu steuernden Kurs und der Ruderlage. Mit diesen Informationen meldet er sich beim Steuermann an.

Der Steuermann schickt den neuen Rudergänger zur Ablösung des bisherigen Rudergängers. Der bisherige Rudergänger übergibt das Ruder mit Nennung des zu steuernden Kurses.

Beispiel:

"Ruder mit 50 Grad übergeben."

Der neue Rudergänger übernimmt das Ruder mit den Worten: "Ruder mit 50 Grad übernommen."

Der alte Rudergänger meldet sich mit Nennung des übergebenen Kurses beim Steuermann ab. Die Anweisung des Steuermannes für einen neuen Kurs muss laut und deutlich wiederholt werden und das Schiff auf den zu steuernden Kurs gebracht werden. Wenn der neue Kurs anliegt, meldet dies der Rudergänger. z.B.:

"70 Grad liegen an."

Der Steuermann quittiert mit der Antwort: "Recht so!"

Jeder Rudergänger wird von einem "HfK" (Hand-für-Koje) als Ruderbeisteher unterstützt, der ihn in die Funktion des Rudergehens und das Steuern nach Kompass einweist.

Die Ankerwache

Wenn das Schiff vor Anker liegt, muss ein Teil der Mannschaft auf Wache sein. Die Ankerwache setzt sich aus einem Steuermann, einem weiteren Mitglied der Stammbesatzung und einem Mitsegler zusammen. Derjenige Mitsegler, der im Wachplan für "Ausguck" eingeteilt ist, übernimmt nun die Ankerwache und meldet sich vor Wachbeginn auf der Brücke an.

Aufgaben der Ankerwache:

  • Bei Nacht Kontrolle, ob das Ankerlicht brennt.
  • Regelmäßige Kontrolle der Ankerkette. (Ruckartige Stöße der Kette deuten auf das Schleifen des Ankers über Grund hin.)
  • Regelmäßige Überprüfung des außenbords hängenden Lotes.(Das Lot ist auf Grund gefiert. Wenn sich durch leichtes Anheben des Gewichtes der Grund nicht mehr spüren lässt oder auch sehr viel Leine geholt werden muss, deutet dies darauf hin, dass der Anker nicht mehr hält.)
  • Gegebenenfalls Nebelschallsignal geben.
  • Die Annäherung von Fahrzeugen melden.
  • Alle ungewöhnlichen Veränderungen dem Steuermann melden.

Der Mitsegler, der Ankerwache hat, weckt rechtzeitig seinen Nachfolger.  Die Ablösung durch die neue Ankerwache erfolgt grundsätzlich an Deck!

Die Backschaft

Backschaft ist der Küchendienst an Bord. Der Backschaftsplan wird zu Beginn der Reise aufgestellt. Die Backschafter gehen dem Koch zur Hand. Sie bereiten die Messe für die Mahlzeiten vor. Sie backen auf und ab und sorgen während der Mahlzeiten für "Nachschub". Anschließend erfolgt das Abwaschen und die Messe wird aufgeklart.

Eine freundliche und gut organisierte Backschaft trägt zur guten Stimmung der gesamten Mannschaft bei!

 

Die Einteilung der Wachen

Zu Beginn des Törns werden die Mitsegler in zwei Wachen eingeteilt: in die Steuerbord-Wache (Stb) und  die Backbord-Wache (Bb). Die Wachzeiten sind nach Seefahrtstradition geregelt und werden in einem Plan festgelegt. Jeweils ein Steuermann leitet die Wache und führt zu dieser Zeit das Schiff. Je ein Bootsmann leitet die Wache an Deck und wird von den "HfK's" unterstützt. Die gesamte Wache hat sich während der Wachzeit an Deck aufzuhalten. Zusätzlich übernimmt jeder Mitsegler abwechselnd einige Aufgaben (Rudergänger, Ausguck / Ankerwache, Backschaft), die ebenfalls zu Beginn der Reise in einem Plan festgelegt werden.

 

Wachzeiten:

00 – 04 Wache  Wachzeit von    00:00 – 04:00 Uhr

04 – 08 Wache  Wachzeit von    04:00 – 08:00 Uhr

08 – 12 Wache  Wachzeit von    08:00 – 12:00 Uhr

12 – 18 Wache  Wachzeit von    12:00 – 18:00 Uhr

18 – 24 Wache  Wachzeit von    18:00 – 24:00 Uhr

 

Regeln für den Wachdienst:

  • Das Ablösen der Wache hat pünktlich zu den angegebenen Zeiten zu erfolgen.
  • 20 Minuten vor Wachwechsel weckt der Wachbootsmann die Freiwache.
  • Vor der Wachablösung wird mit der Bootsmannspfeife ein Signal gegeben.
  • 5 Minuten vor Wachablösung versammeln sich beide Wachen auf ihrer Schiffseite am Fockmast. Die Bootsleute überprüfen die Vollzähligkeit. Ausguck und Rudergänger werden abgelöst.
  • Der neue Wachbootsmann ruft: "Roar un Utkiek sind verfangen!" 
  • Die abgelöste Wache ruft: "Goode Wach!"
  • und die aufgezogene Wache antwortet: "Goode Ruh!"

*(Rudergänger und Ausguck sind abgelöst)

Arbeiten in der Takelage

Das Besondere an einem Rahsegler ist unter anderem, dass zum Losmachen und Packen der Rahsegel und der oberen Schratsegel Crewmitglieder in die Takelage steigen, "aufentern", müssen. Um die Sicherheit derjenigen, die in der Takelage arbeiten, aber auch derjenigen unten an Deck zu gewährleisten, gibt es Sicherheitsregeln, die unbedingt befolgt werden müssen.

  • Nie ohne Erlaubnis in die Takelage gehen!
  • In der Takelage stets den Sicherheitsgurt tragen und benutzen!
  • Nur mit festem Schuhwerk in die Takelage gehen! (Bergstiefel oder Arbeitschuhe sind gut geeignet.)
  • Stets im Luvwant aufentern!
  • Beim Entern fassen die Hände nur an die Wanten, nie an die Webeleinen!
  • Nie unter Alkoholeinfluss in die Takelage steigen!